Das Erste, was wir von den Kuenringern wissen, ist, dass Azzo im Jahr 1056 drei Königshufe im Ort Hecimanneswisa erhielt. Was aber war zuvor? Woher kamen die Kuenringer? Die Reimchronik des Stiftungsbuches des Klosters Zwettl erzählt über die Herkunft der Kuenringer Folgendes: Zu Zeiten des Markgraf Leopold wurde die Ostmark von den benachbarten Völkern der Ungarn, Baiern und Böhmen durch häufige Einfälle fürchterlich verwüstet. Aus diesem Grunde wandte sich Markgraf Leopold an seinen Bruder Poppo, Erzbischof von Trier, um Hilfe. Dieser stattete eine zahlreiche Schar Krieger aus und sandte sie unter dem Befehl des Azzo in die Ostmark. Sie errangen einen glanzvollen Sieg. Daraufhin ließ Leopold den Azzo nicht mehr in seine Heimat zurück, sondern überhäufte ihn mit Ehren und Reichtümern. Ist diese Geschichte auch reichlich ausgeschmückt und entspricht in den meisten Details nicht der historischen Wahrheit, so dürfte sie in den Grundzügen doch stimmen. Die Ereignisse haben sich wahrscheinlich etwa folgendermaßen zugetragen: Als im Gefolge des Zerfalls des fränkischen Reiches die - erst später so genannten - Babenberger ihren Schwerpunkt an die Ostgrenze des Reiches - die österreichische Mark - verlegten, gingen auch deren Dienstleute mit in den Osten. Unter diesen Dienstleuten befanden sich auch die Vorfahren der Kuenringer. Zu Beginn des 11. Jahrhunderts wird der Babenberger Poppo zuerste Propst im Domkapitel von Bamberg und anschließend Erzbischof von Trier. Dieses Erzbistum hatte damals acht Jahre der Wirren und Kämpfe hinter sich. Darum hat Poppo wohl aus dem Kreis der Dienstleute seiner babenbergischen Verwandten eine Gruppe von Mitarbeitern und Kämpfern mitgenommen. Als schließlich König Heinrich III. durch die Gründung der Ungarn- und Böhmenmark in den vierziger Jahren des 11. Jahrhunderts die Verhältnisse an der Ostgrenze beruhigen und sichern wollte, mag er sie als "Experten" mitgenommen haben. Warum diese dann in der österreichischen Mark blieben, wissen wir nicht. Jedenfalls erhielt am 29. Dezember 1056 ein Azzo, der "serviens" des Markgrafen Ernst genannt wird, drei Königshufe in einem Ort namens Hecimanneswisa, wie wir vermuten, dem heutigen Kühnring. |