Der Anfang - Azzo und Hecimanneswisa

 

"... tres regales mansos in villa, quae dicitur Hecimanneswisa et in marchia et in comitatu paedicte marchionis Ernusti sitos."

Diese Worte in einer Urkunde aus dem Jahr 1056 gelten als die erste urkundliche Erwähnung Kühnrings. Aber - so wird der aufmerksame Leser feststellen - das Wort "Kühnring" kommt darin doch gar nicht vor! Und auch von den "Kuenringern" ist nicht die Rede. Warum also gilt oben genannte Urkunde dennoch als der Anfang sowohl Kühnrings als auch der Kuenringer?

Mit besagter Urkunde schenkte König Heinrich IV. einem gewissen Azzo drei Königshufe in einem Dorf namens Hecimanneswisa. Es handelt sich hierbei um jenen Azzo, der in der Reimchronik des Stiftes Zwettl, der "Bärenhaut", als der Stammvater der Kuenringer gilt.

Nach dieser Quelle wurde Azzo von Poppo, Erzbischof von Trier, dessen Bruder Markgraf Leopold II. zu Hilfe gesandt, um ihm im Kampf gegen die benachbarten Völker - Ungarn, Baiern und Böhmen - zu unterstützen. Azzo errang einen herrlichen Sieg und wurde deshalb von Leopold mit Ehren und Reichtümern überhäuft.

Nun handelt es sich bei dieser Erzählung sicher nicht um historische Wahrheit, sondern um eine Sage, die Jahrhunderte nach den geschilderten Geschehnissen entstanden ist. Motiv dafür ist sicherlich, den inzwischen mächtig und angesehen gewordenen Kuenringern einen möglichst glorreichen Ursprung zu geben.

Auch wenn die Ursprungssage vielleicht allzu sehr ausgeschmückt ist, so gilt es doch als sicher, dass der mit den drei Königshufen beschenkte Azzo mit dem - in der "Bärenhaut" gewürdigten - Stammvater der Kuenringer ident ist. Ein Indiz dafür ist, dass sich der Sohn des Azzo (des Stammvaters der Kuenringer) - Anshalm - öfter "von Azzmannswiesen" nennt, somit in dessen Besitz sein musste.

Azzo war - auch abgesehen von der Schenkung von 1056 - sehr begütert. Unter anderem gehörte ihm auch die Festung Gobatsburg, nach der er sich ebenfalls nannte.